Ein Akkordeon erinnert uns

Lasse Dich in eine Worpsweder Kneipe der 1930er Jahre versetzen und erfahre was es mit den "Moderliedern" auf sich hat!

Tetjus Tügel hat in den 1930er Jahren eine Reihe von Liedtexten geschrieben. Darunter auch die Moderlieder. Sie sind inspiriert vom  Heckerlied, einem  Revolutionslied der Badischen Revolution von 1848/1849. 

Die von Thomas Schiestel im Jahr 2002 auf einem Akkordeon gespielten und dazu selbst gesungenen 6 Strophen sind auf einen Audioplayer übertragen. Das Innere des Akkordeons wird durch den Audioplayer, einen Verstärker, Lautsprecher und Elektronik zur Steuerung ausgetauscht. Von außen sind die Änderungen kaum zu sehen:

  • Stromkabel mit Fußschalter und Bakelitstecker
  • Betriebsleuchte
  • Bewegungsmelder in Form einer kleinen weißen Linse auf der Oberseite.
  • Statusleuchte für Bewegungsmelder
  • ON/OFF für den Bewegungsmelder
  • Lautstärkeregler an der linken Aussenseite 
Screenshot
1. Strophe (33 Jahre)

33 Jahre, 36 Jahre, 
Ei was weiß ich Jahre, lebt Worpswede schon.
Nieder mit den Alten, nieder mit den Alten,  
nieder mit den Alten von der Reaktion. 
Bremser weiß muss fließen, Knüppel hageldick, 
damit die Bilder sprießen mit dem schönen Hammelblick.
Damit die Bilder sprießen mit dem schönen Hammelblick.

In die Abendrancha schleicht der Mudo ein, 
all die weißen Birken müssen seine sein. 
Das gibt ihm verdient Geld für des Malers’ Lohn, 
auf dass er nicht versinket in den Hungertod.
Auf dass er nicht versinket in den Hungertod.

2. Strophe (Kunstfiline)

Reiß die Kunstfiline, reiß die Kunstfiline, 
reiß die Kunstfiline vom Prozenten weg. 
Schmiert die Malmaschine, schmiert die Malmaschine, schmiert die Malmaschine ein mit Händlerfett, 
Automob und Biele, Stämpern durch den Ort, 
Bilderkäufer viele, heute Landschaftssport, 
Bilderkäufer viele, heute Landschaftssport. 

Und sollst du mich dann fragen, 
lebt der alte Heinrich Vogeler noch? 
Ja, sollst du dann sagen, jawohl, der lebt wohl noch. Der lebt nicht in Bulgerien, jetzt lebt er in Berlin, 
verliebt uns seine Ferien von Martel und Berlin, verliebt uns seine Ferien von Martel und Berlin. 

3. Strophe (Mackensen)

Was sollen wir denn Mackensen,
was sollen wir denn Mackensen,
was sollen wir denn machen mit dem Modersohn?
Auf das krumme Macken, auf den krummen Macken,
auf das krumme Macken ist am Ende schon.
Nur der ewige Bernhard wuchtet Stein auf Stein.
Denke mal sich zur Ehre, das hat so sollen sein.
Denke mal sich zur Ehre, das hat so sollen sein.

Wenn dich die Leute dann fragen, gait es hier zur Künstlerkolonie?
Ja, musst du dann sagen, das gait dir wie Tobi.
Dir geht es nach Hussin, nach Nessau, Singapur,
Ägypten macht den Auspuff zu bleibt links das größte Tor. Ägypten macht den Auspuff zu macht links das größte Tor.

4. Strophe (Brennabrohr)

Und hat er heut’ auch nichts gemacht,
und hat er heut’ auch nichts gemacht,
und hat er heut’ auch nichts auf seinen Leinern gemacht, so hat er doch den Tag verbracht, so hat er doch den Tag verbracht, so hat er doch den Tag vor seiner Leinewand verbracht.
Och, den Weiher Hügel seht ihr hoch tupiert vom Pferd und hol’ dann statt einem Tügel den Pegasus ans Pferd und hol’ dann statt einem Tügel den Pegasus ans Pferd.

In den Sturm des Lebens steht ein Brennabohr,
er steuert stets vergebens durch das eigene Tor,
doch durch diese Pforte steuert Liebe schon.
Es gibt nur eine Sorte, merk dir das mein Sohn,
es gibt nur eine Sorte, merk dir das mein Sohn.

5. Strophe (Lanz)

Leise Lieder Lönzen, leise Lieder Lönzen,
leise Lieder Lönzen durch das Mikrofon.
Manche Lichte glänzen, manche Lichte glänzen,
manche Lichte glänzen auch am Tage schon.
Doch im tiefen Schatten wird das Licht erst Licht. Leider sind sie Gatten nur aus ernster Pflicht.
Leider sind sie Gatten nur aus ernster Pflicht.

Doch wenn ich daran denke, wird die Sonne hoch.
So wie ich hier aufdenke, sie überstrahlt den Ton.
Ewig bleibt bestehen der Sonnenuntergang
auf heiligem Chaussee, nur um die Kinsel lang.
auf heiligem Chaussee, nur um die Kinsel lang.

6. Strophe (Müller)

Müllert hier der eine, Müllert hier der eine,
Müllert hier der eine auf die alte Art,
Müllert dort der Kleine, Müllert dort der Kleine, Müllert dort der Kleine ohne Barbarossa Bar,
ist doch hier die Jugend, dem Alter dazu gedacht,
wenn man es wie der Walter auf Vogelerweiden macht,
wenn man es wie der Walter auf Vogelweiden macht.

Die Rosen und die Diesteln, die stechen da so für,
auf lasst uns malen und schiesteln als Maler Militär. Wenn andere besser streichen, dann malen wir sie tot
und malen sie doch als Leichen mit viel Korintherrot, und malen sie doch als Leichen mit viel Korintherrot
Vom Umweg bis zum Dreier, Vom Umweg bis zum Dreier,
Vom Umweg bis zum Dreier gehen nur die Motive lang.

7. Strophe (Meier)

Ein Beefstück a la Meier,
ein Beefstück a la Meier,
ein Beefstück a la Meier gibt’s in jedem Restaurant. Auch so’n Olateller, so’n Krug, so’n Pott aus Ton,
die finden immer schneller den eigenen Volkswohn schon, die finden immer schneller den eigenen Volkswohn schon.

Wenn dich die Leute anfragen,
wo fängt die ernste, ärmste Kunst denn an?
Ja, soll sie dann sagen, wie sie zum Wertensmann.
Ein Atel Jesus ist er, von altem Schrot und Korn,
ist gleich mit Maltornister und Vollbartschmuck geboren, ist gleich mit Maltornister und Vollbartschmuck geboren.

8. Strophe

33 Jahre, 36 Jahre,
ei was weiß ich Jahre lebt Worpswede alt.
Nieder mit Worpswede, nieder mit den Bäumen,
nieder mit der Gülle, Herz und Heimatschall,
lass die Beile roden, wo es immer sei.
Nutzt Worpswedes Boden, mit der Kunst ist nun vorbei. Nutzt Worpswedes Boden, die Kunst ist nun vorbei.

Wenn dich die Leute dann fragen,
ist die olle Muse endlich tod?
Ja, sollst du dann sagen, nein, sie lebt, weiß Gott.
Sie hängt an keinen Baume, sie hängt an keiner Zeit.
Sie hängt nur an den Trauben von der Kunstmodernigkeit.
Sie hängt nur an den Trauben von der Kunstmodernigkeit.

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