Geschichten aus dem Ödland

Knarrende Türen und ächzende Gäule begleiten Passagen aus Tügels „Ödlandfrauen“, verbinden Natur mit Erzählung.

In der Installation “Geschichten aus dem Ödland” findet eine faszinierende Verschmelzung von Kunst, Literatur und moderner Technologie statt, ein Gemeinschaftswerk, das die kreativen Visionen von Tetjus Tügel Jr. und Prof. Lauritz Lipp vereint. Tetjus Tügel Jr. legte in den 1980er Jahren den Grundstein dieses Werkes, indem er einen klassischen Nordmende Traviata Radioempfänger mit Birkenrinde und gespaltenen Birkenästen bekleidete, ihm so eine naturnahe Ästhetik verleihend. Diese handwerkliche Transformation schuf ein visuell ansprechendes Objekt, das die Zeit überdauert und als Katalysator für das literarische Konzept aus Ödlandfrauen, 1947, von Tetjus Tügel (senior) dient.

Im Jahr 2024 erweiterte Prof. Lauritz Lipp dieses Kunstwerk durch die Integration eines ausgeklügelten auditiven Systems. Durch die Implementierung eines Industrie MP3 Soundmoduls TM31 mit Verstärker, begleitet von einem Paar alter Rotel Lautsprecher und einer Reihe von Funkempfängern, wurde das Radio zu einem Portal in die literarischen Welten von Tetjus Tügel dem Älteren. Lipp’s technische Expertise ermöglichte es, sechs ausgewählte Passagen aus “Ödland Frauen” sowie weitere Werke des Autors akustisch zu inszenieren, angereichert mit sorgfältig abgestimmten Hintergrundgeräuschen, die eine immersive Erzählumgebung schaffen.

Besucherinnen der Installation werden eingeladen, mittels manuellem Druckschalter die vorgelesenen Passagen zu aktivieren. Diese Interaktion erweckt nicht nur die Geschichten zum Leben, sondern schafft auch eine Brücke zwischen den Betrachtenden und der Natur, die durch die Materialwahl und das Design des Radios symbolisiert wird. Jede Passage, begleitet von atmosphärischen Klängen wie Wind, Regen und knarrenden Türen, transportiert die Zuhörerinnen in die bildgewaltigen Szenen von Moorlandschaften, Alleen und Birken, die in Tügels Werk zentral sind.

Das Werk steht auf einem weißen Sockel, der nicht nur das Radio hervorhebt, sondern auch als Metapher für die Reinheit und Einfachheit der Natur dient, die in den Erzählungen und der künstlerischen Gestaltung eine zentrale Rolle spielt. Durch die Zusammenarbeit von Tetjus Tügel Jr. und Prof. Lauritz Lipp wird “Geschichten aus dem Ödland” zu einem multidimensionalen Erlebnis, das die Grenzen zwischen den Epochen, zwischen Kunst und Technik, zwischen Natur und Erzählung verschwimmen lässt.

Diese Installation bietet eine einzigartige Gelegenheit, in eine Welt einzutauchen, die sowohl nostalgisch als auch zukunftsweisend ist. Sie ehrt die literarischen Werke von Tetjus Tügel dem Älteren und demonstriert gleichzeitig, wie zeitgenössische Technologie genutzt werden kann, um kulturelles Erbe neu zu interpretieren und zugänglich zu machen. “Geschichten aus dem Ödland” ist somit mehr als nur eine Kunstinstallation; es ist eine Hommage an die Kraft der Erzählung, die Fähigkeit der Kunst, Zeit und Raum zu überbrücken, und ein Beweis für die kreative Synergie dreier visionärer Geister.

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